Wenn das Luftschiff abhebt

Schützen-Musikverein Kippenheimweiler befasst sich mit Besonderheiten der Zeitgeschichte.

Ein Bericht der Badischen Zeitung

Autor: Reiner Beschorner

Zu einer musikalischen Zeitreise, beginnend mit Religionsstifter Zarathustra bis zum Kampf gegen das Imperium in den Star-Wars-Filmen, hat das Orchester des Schützen-Musikvereins Kippenheimweiler beim Jahreskonzert am Samstag eingeladen. Der musikalische Leiter Joachim Volk bewies bei der Auswahl der Stücke sein feines Gespür für die Leistungsfähigkeit des Orchesters und die Erwartungen des Publikums.

Startepoche für die Zeitreise war das letzte Jahrhundert vor Christi Geburt, als der persische Religionsstifter Zarathustra dem Zoroastrismus zum Durchbruch verhalf. Unter dem Titel „Zarathustra 2000“ präsentierte das Orchester eine von Michael Jerg zum modernen Rock arrangierte sinfonische Richard-Strauss-Dichtung. Damit wurde deutlich, dass eine Klassik-Rock-Mixtur bei entsprechender Interpretation durchaus harmonisch klingen kann, auch wenn diese mit einem monströsen Paukenschlag beginnt.

Für das von Kapellmeister Michael Geisler in Noten gefasste Drama um das Ende des Zeppelins „LZ 129 Hindenburg“ erhielten Musikanten und Dirigent viel Beifall. In einem Vorspiel voller Inbrunst vermittelte das Orchester den Zuhörern das Staunen der Passagiere über die Ausmaße des Luftschiffs, um mit Posaunen und Trompeten in die Hektik der Startvorbereitungen einzutauchen und danach mit den Passagieren auf den sanften Schwingen der Tenorhörner davon zu schweben. Der mit einem pompösen Paukenschlag intonierten Explosion der Wasserstoff-Füllung folgten die von Flöten und Klarinetten interpretierten Entsetzensschreie der Passagiere, die dann in eine von Trompeten und Oboe dargestellte Trauer um die Opfer umschlugen.

Dann folgte der Wechsel vom 20. ins 21. Jahrhundert mit der ansprechend intonierten John-Williams-Komposition Star-Wars-Saga.

In dem Musikstück „Schmelzende Riesen“ arbeitete das Orchester den Klimawandel musikalisch auf, das Abtauen der Gletscher rückte ins Blickfeld. Das von Armin Kofler komponierte, im Hauptteil von Querflöten, Klarinetten, Saxophon und Tenorhörnern angestimmte Klagelied, beginnt mit einem ruhigen ersten Teil, der nach einer rasanten Hundeschlittenfahrt durch die Arktis in einem hoffnungsvollen Unterton ausklingt.

Der Klimawandel und ein dunkles Kapitel

Im Anschluss an das absolute Lieblingsstück der Wylerter Musikanten tauchte das Orchester mit dem von John Williams komponierten und von Frank Bernaerts arrangierten Stück „Theme from Schindler’s List“ in das schwärzeste Kapitel der deutschen Geschichte ein. Während des bedächtig-getragen, zugleich mahnend und fordernd intonierten Stücks machte sich im Publikum betretendes Schweigen und Trauer um die Opfer des Holocaust breit.

Mit dem Stück „Back to the Future“ (Alan Silvestri) und dem von Robert Allmend komponierten „Europamarsch“ kehrten Musikanten und Reiseführer ins Kippenheimweiler des 21. Jahrhunderts zurück. Den wohlverdienten Feierabend gönnte das begeisterte Publikum dem Ensemble und der Moderatorin Verena Dorner allerdings erst nach den Zugaben „Pepe“ und „Arsenal“.

Ehrungen: 40 Jahre aktiv und Ehrenmitgliedschaft: Thomas Hertenstein; zehn Jahre aktiv: Stephanie Volk, Thomas Schlenker, Stefanie Dorner und Julian Dorner.